Der Dorfwächter

Der Dorfwächter ist ein kleiner, aufmerksamer Mann mit relativ großem Kopf. Gegen acht Uhr in der Früh verlässt er sein Haus und durchstreift den Ort. Er scheucht die Tauben vom Kirchplatz und geht geduckt durch die schmalen Gassen, um nach dem Rechten zu sehen. Zehn Minuten später umrundet er die mittelalterliche Burg, beseitigt den Unrat vom Kinderspielplatz und flucht vor sich hin. Dann steigt er eine lange Treppe zur Durchfahrtstraße hinab und kehrt in einem der drei Cafés ein. Er durchblättert die Morgenzeitungen im Stehen und ruft buon giorno!! buon giorno!!, so laut, dass es die junge Frau hinter der Theke graust. Warum bestellt er nichts, warum nicht einmal einen winzigen schwarzen Caffè, mit einer Haube aufgeschäumter Milch? Nichts da, er übertreibt die Kontaktaufnahme nicht, er rüttelt hier und da an den Fensterstäben und Gittern und flucht weiter. Dann kauft er in der Bäckerei zwei Brötchen und trägt sie wie einen Schatz zurück in sein Haus, wo er sie gegen neun Uhr mit krachendem Zubiss verzehrt. Dazu ein Glas Wasser – bevor der zweite, radikalere Rundgang beginnt, der den Ort endgültig aufschrecken lässt.