Die Dinge des Lebens 1

Dinge des Lebens – das sind solche Dinge, die wir immer wieder in die Hand nehmen und jahrelang benutzen. Während ihres fast täglichen Gebrauchs bilden sie schließlich einen nicht unbedeutenden Teil unseres Treibens, obwohl wir sie oft kaum bemerken. Sie wachsen mit uns zusammen, zeigen schon bald Spuren dieses Kontakts und begleiten uns durch die Jahre, bis wir sie irgendwo ablegen und uns von ihnen trennen.

Beim Abschiednehmen könnte man solche Dinge des Lebens fotografieren und auf diese Weise eine Spurensammlung unserer Biografie anlegen. Der Fotograf Claus Goedicke hat das in einem schönen Buch (Dinge. Schirmer/Mosel 2017) getan. Er zeigt einen einzelnen Bleistift, eine Blockflöte, ein Fieberthermometer, ein Glas Wasser und vieles andere mehr. All diese Dinge wirken ernst und verschlossen, als brüteten sie über ihre Vergangenheit. Sie haben eine ganz eigene Würde und erscheinen so autark, als hätten sie sich zu großen Teilen längst von uns gelöst und ihre eigene Biografie geschrieben.

Ein Ding meines Lebens ist das Mäppchen mit den zwei Pelikanfüllern, die ich seit der Schulzeit benutze. Einer der beiden Füller ist mit schwarzer, der andere mit blauer Tinte gefüllt. Tägliche Notizen schreibe ich nicht mit ihnen, wohl aber längere Texte, Briefe oder Karten. Im alten Mäppchen wirken sie wie Zwillinge oder wie zwei treue Gesellen – und wahrhaftig, sie haben mich in all den Jahrzehnten noch nie enttäuscht oder im Stich gelassen. Deshalb denke ich auch nicht daran, von ihnen Abschied zu nehmen. Nein, sie werden mich weiter begleiten, so lange, bis sie meiner überdrüssig geworden sind.