Der Wintergang

Mattweiß und hellgrau senken sich die Himmel am Morgen. Die Erde ist nicht mehr zu erkennen, keinerlei Farben, ein grelles Deckweiß liegt auf den Bäumen, Sträuchern und den weggetauchten Erdböden, die sich unter den schweren Laken des Schnees satttrinken.

Du möchtest nicht immerzu schauen und bleiben. Du verlässt das Gartenhaus über die einzig mögliche Spur, steigst in den nahen Wald, stolperst durchs Unterholz. Sonst keine Fährten, nicht einmal ein einziger Vogel.

Du schleichst allein durch diesen lautlosen Stillstand. Es ist nicht die Zeit für Begleitung und auch nicht für Gespräche. Schuberts Winterreise hast Du plötzlich im Kopf und dass Du ihre Lieder früher auf den Winterhöhen über dem Rhein gesungen hast, verloren im Schneegelände.

Und dann fällt Dir eine neuere Version ein, Paul Hankinsons Echoes of a Winter Journey, Klavier solo, zehn kurze Stücke. Zum Glück hast Du das Smartphone und Kopfhörer dabei, und so beginnst Du mit der ersten Nummer, Fantasie – und tappst, nun doch auf wunderbare Weise begleitet, weiter durch dieses Träumen der Welt und ihren tiefweißen, abgründigen Schlaf … – bis es Dich beim Komm mit mir der neunten Nummer (die Schuberts Musik direkt anspricht) ganz furchtbar graust und Du nur mit Mühe die Gegenwehr hältst.

Diese Stille! Diese Entfernungen vom sonstigen Sprechen! Das alles kennst Du genau, Du befindest Dich, mein Lieber, in gefährlichen Zonen – dreh um, geh heim, lass nicht zu, dass die Nacht Dich ereilt …