Highland Cathedral

Samstagnachmittag. Und ich erhalte eine Mail mit einem Hinweis auf ein Video, das man sich seit kurzem auf Youtube anschauen kann: https://www.youtube.com/watch?v=GSgPiDrh518

Ein Kind steht im leeren Kölner Dom und spielt auf der Blockflöte Highland Cathedral, eine Melodie (zunächst für Dudelsack), die in den frühen achtziger Jahren komponiert worden ist.

Die Kamera zieht sich von der Vierung zurück zum Haupteingang und steigt wenig später an den Pfeilern empor – während die Orgel (es spielt Domorganist Winfried Bönig) die Orgelfassung der Melodie intoniert.

Dann umrundet die Kamera die Vierung, und …, mein Gott …, ich sehe genau die Bilder, die ich als Kind hunderte Male gesehen habe: die Stufen, den Altar, das Stehpult (im Roman Die Erfindung des Lebens (Hardcover-Ausgabe), S. 56ff.).

Die Kamera (Kameramann Marcus Laufenberg) erfasst den Chor aus der Nähe und von weitem – gleitet am Domfenster Gerhard Richters entlang und sinkt hinab, zwischen die Pfeiler der Seitenschiffe, wo sie sich – langsam, animiert, wie in Trance – am Boden bewegt, um immer wieder in die Höhen zu schweben. Schließlich erfasst sie aus der Nähe auch den Dreikönigenschrein, zielt durch die Höhe des Langschiffs, studiert die Mosaikmuster des Bodens, tanzt unter der Decke, kommt zur Vierung zurück und endet dort wie betäubt …

Ich sehe mir das gleich noch ein zweites und drittes Mal an – und dann wechsle ich hinüber zu jener Version von Highland Cathedral, mit der die Bläck Fööss einmal alle wahren (und sentimentalen) Kölner glücklich gemacht haben: https://www.youtube.com/watch?v=Xf9BEUuoOx0

Geht es noch?! Es ist Samstagnachmittag, und morgen ist Sonntag, und ich packe den kleinen Rucksack und summe Highland Cathedral – und nehme den erstbesten Zug – und werde am frühen Abend in Köln sein.