Regen und Pariser Zauber

Es regnet den ganzen Tag, als ich zurück bin. Aber wie dankbar bin ich diesem Regen, dass er die gesamte Umgebung verschleiert! Denn ich habe den Kopf und das Herz noch so voll von Paris, dass ich mich vor der Zumutung einer anderen Umgebung am liebsten verkriechen würde. Das vitale Leben dieser so aufreizend gebliebenen Stadt ist nicht abzuschütteln, es sitzt tief im Körper. Die einzige Notlösung angesichts dieser Emphase besteht darin, sich Fotografien oder Filme anzuschauen, die ebenfalls von Paris erzählen und handeln. Und so sehe ich denn am Abend Eric Rohmers Rendezvous in Paris, einen Film aus dem Jahr 1995, der aus drei Episoden besteht, in denen jeweils ein Paar ein Segment von Paris auf sehr eigene Weise erkundet. All diese Paare unterhalten sich ununterbrochen, und das in einem schwindelerregenden Tempo. Unaufhörlich fragend und antwortend, hetzen die Liebenden sich durch Straßen, Gärten und Parks, und Rohmers Kamera verfolgt sie dabei ohne einen einzigen Schnitt. Die schnellen Dialoge halten die Körper in vehementer Bewegung, so dass sie durch die Straßen geweht und gedreht werden, bis sich die Erschöpfung einstellt und einer der beiden Liebenden allein in irgendeine Ferne verschwindet: Ende der Passion, ein neues Spiel (mit anderen Konstellationen) beginnt! Wie anstrengend ist hier die Liebe! So anstrengend, dass die Liebenden gar nicht dazu kommen, sie wirklich zu empfinden. Sie bereiten das starke Gefühl durch ununterbrochene Konversation vor, sie heizen es an, sie werden ganz toll bei den vielen Perspektiven, die sich laufend von neuem eröffnen – dann aber erkalten sie angesichts der erzielten Hochtemperatur. Es geht nicht mehr weiter, es ist alles gesagt, und mehr als alles zu sagen, entspricht nicht ihrer Vorstellung von dem vagen Großen, das die Liebe für diese Liebenden sein soll und (leider) für immer bleiben wird.