Der Ball ist rund – Sepp Herberger

Am Wochenende wurde die Bundesliga-Fußballsaison nach der langen Winterpause fortgesetzt – und der FC hat prompt („in letzter Sekunde“) 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Mein Kölner Freund Paul hat das Heimspiel zusammen mit vielen Freunden in einem Nippeser Lokal live verfolgt und mir später lauter Glücksemphasen gesendet. Paul besitzt eine der größten Bibliotheken mit Literatur zu den Themen Fußball/ Trainer/ Methoden des Trainings/ Spieler. Ihm verdanke ich, dass ich laufend über die neusten, interessantesten Titel informiert werde.  Vor kurzem war ein solcher Titel das überraschende Buch über den früheren Bundestrainer Sepp Herberger: Herbergers Welt der Bücher (Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2017)In ihm hat der Autor Manuel Neukircher erstaunliche Funde in der aus über 1500 Büchern bestehenden Bibliothek des großen Weltmeistertrainers gemacht. Etwa, dass Herberger mit eigenen Notizen auf seine Lektüren reagierte. Darunter waren Anmerkungen zu Spieltheorien, aber auch zu Kampfstrategien ( Mao Tse-Tungs Strategische Fragen im Guerillakrieg gegen Japan gehörte etwa dazu), ganz zu schweigen von den vielen Titeln mit psychologischen und pädagogischen Themen. Eine Mannschaft zu inspirieren, aufzustellen und lange Zeit zu begleiten – das war für Herberger eine Aufgabe, auf die er sich durch all diese Lektüren minuziös vorbereitete. Seine berühmt gewordenen kurzen Aphorismen wurden schließlich zur typischen, individuellen Komprimierung des Gelesenen und Notierten: Der Sieg hat viele Väter, die Niederlage nur einen! Oder: Das Tempo macht der Ball, nicht die schnellen Leute! Oder: Ein Spiel dauert neunzig Minuten! Sepp Herberger – ein Aphoristiker im Stil der französischen Moralisten des achtzehnten Jahrhunderts! Wer hätte das gedacht?!