Julia Klöckner, CDU-Chefin in Rheinland-Pfalz, hat mal wieder mit Formulierungen überrascht, die uns Literatinnen und Literaten freuen. Ein interessanter Satz zu den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen hat uns sofort aufhorchen lassen: „Das Haus steht sozusagen“, hat Julia Klöckner gesagt – und weiter: „die Koalitionsgespräche werden die Innenarchitektur sein, aber es werden keine Wände mehr verrückt, das gefährdet sonst die Statik.“ Gerne würden wir uns mit Julia Klöckner über ihre Ideen zum Thema „Innenarchitektur“ länger unterhalten. Ist, würden wir fragen, „Innenarchitektur“ etwas, das man mal so nebenbei erledigt, wenn das Haus steht? Oder steht das Haus nicht erst, wenn die Innenarchitektur virtuos geplant ist? Und zwar so, dass jederzeit (und genau das ist hausbautechnisch gerade angesagt) Wände verrückt und verschoben werden können? Zwischen Haus, Innenarchitektur und Wänden kann man nach unserer Meinung längst nicht mehr trennen. Früher hat man das so gemacht, aber in den früheren Zeiten standen die Wände dort, wo sie nun mal zu stehen hatten. Das Haus jedoch veränderte und belebte sich ein Leben lang nicht, weil Oma und Opa sich nicht um die Innenarchitektur gekümmert hatten, sondern Innenarchitektur für etwas hielten, das mit einem Bild über dem Sofa abgetan war. Wir empfehlen Julia Klöckner intensive Lektüren der für all diese Themen zuständigen Zeitschrift Domus – und warten gespannt auf den Platz, den sie im neuen Kabinett Merkel einnehmen wird. Landwirtschaftsministerin (wie manche munkeln)? Bitte nicht! In den großen Ställen unserer Agrarregionen ist „Innenarchitektur“ gegenwärtig so ziemlich das Wichtigste, während die Wände überhaupt keine Rolle mehr spielen.