Der Held und sein Wetter

Hörte in den Nachrichten, der Januar 2018 sei der dunkelste Winter seit meiner Geburt (also seit 1951, ausgerechnet). Es stimmt: Noch nie habe ich so viele Freunde und Bekannte über „Dunkelheit“ reden hören. Dass es „gar nicht mehr hell werde“, dass es „zum Verzweifeln sei“, dass man „Depressionen bekomme“. Ich aber merke nichts, rein gar nichts. Der angeblich so dunkle Winter macht mir nicht zu schaffen, und ich sehne mich auch keineswegs nach mehr Sonne. Die wird früh und reichlich genug kommen. Fast sieht es so aus, als lebte ich im Einklang mit dem Wetter zum Zeitpunkt meiner Geburt. Dass ich aufs Wetter überhaupt nicht reagiere, ist dagegen auch nicht richtig. Mein Debütroman Fermer (1979) beginnt zum Beispiel mit einer Wettermeldung: „An einem Vorfrühlingsabend kehrte der junge Fermer nicht mehr in die Kaserne zurück. Es war noch recht kühl, doch waren die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings zu bemerken …“ Na bitte, eindeutig Wahrnehmungen, die hoffen lassen! Der 2. Februar (und damit das schöne Fest Mariä Lichtmeß) ist nahe. Bis dahin werde ich noch einen Blick in den Klassiker der literarischen Wetteranalyse werfen – Friedrich Christian Delius: Der Held und sein Wetter. München 1971. Am 2. Februar weiß ich dann mehr und werde auf diesen Tag hoffentlich angemessen reagieren …