Die Architekturbiennale 2018 in Venedig hat in diesen Tagen begonnen (und dauert noch bis zum 25. November). Das Thema ist Freespace – womit unser Umgang mit privatem und öffentlichem Raum gemeint ist.
Genau das ist eine weitreichende und hoch interessante Fragestellung, die natürlich auch in die Literatur abstrahlt. So könnte ich mir vorstellen, eine Biografie meines eigenen Wohnens (seit den Kindertagen) zu skizzieren. Um heraus zu bekommen, welche Räume ich als private Wohnräume und Lebensräume meiner unmittelbaren Umgebung bevorzuge und nutze.
Mein Leben lang habe ich sowohl in einer Großstadt als auch (gleichzeitig) auf dem Land gelebt – ein wenig also „wie die alten Römer“, die im heißen Sommer Rom verließen und für einige Monate aufs Land zogen. Die heißen Sommer verbringe auch ich „auf dem Land“ – erst im Frühherbst fahre ich dann weiter weg, dorthin, wo es kurz zuvor noch unerträglich heiß war.
Mit den Eltern habe ich viele Jahre lang in Miethäusern (mit vielen Parteien) gewohnt, das aber ist längst vorbei. Ich glaube nicht, dass ich in solchen Miethäusern (obwohl das gemeinsame Leben in ihnen turbulent und facettenreich sein kann) noch leben könnte. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Momentan jedenfalls lebe ich in kleinen, sehr übersichtlichen Häusern, die inmitten größerer Gärten liegen. Allein, fast isoliert, stehen diese Häuschen da, vom Charakter her sind es weniger Wohn- als Gartenhäuschen. Die Vorzüge solchen Wohnens sind der ununterbrochene Kontakt mit Licht, Luft und Natur, die Stille ringsum, und die Begleitung des Wohnens durch Pflanzen, Tiere sowie einzigartige Gerüche und eine vom Naturraum komponierte „Musik“. Die Nachteile sind eine vielleicht übertriebene Konzentration auf das eigene Denken und Arbeiten, eine starke Überempfindlichkeit und ein Hang zum Fantasieren und Imaginieren, bedenklich nahe an einer Selbsthypnose …
Wie meine Leserinnen und Leser wohnen, interessiert mich. Antworten gerne an: ortheil.hannsjosef@gmail.com
Als Lektüren empfehle ich die klugen Bücher von Vittorio Magno Lampugnani. Zuletzt (u.a.): 1) Als Hrsg.: Atlas zum Städtebau (2 Bände, Hirmer 2018), 2) Radikal normal. Positionen zur Architektur der Stadt (Hatje Cantz 2015).