Charlotte Müller

Charlotte Müller (1840-1935) saß in den längst vergangenen Zeiten, als unsere Bahnhöfe noch ausschließlich Bahnhöfe und keine Verpflegungsstationen für Reisende waren, etwa dort, wo sich heute ihr Denkmal befindet: kaum hundert Meter vom Göttinger Bahnhof entfernt. Um sich herum hatte sie die Waren postiert, die sie aus der Stadt dorthin geschleppt hatte: Obst, Gemüse und vieles andere, alles tagesfrisch und an Regentagen durch eine Kolonie von kleinen Regenschirmen geschützt. Jahrzehntelang versorgte sie werktags wie feiertags die Reisenden und wurde so zur Erfinderin des Reisens mit Frischware, die unterwegs rasch in die Tasche gesteckt und dann gleich verzehrt wurde. Sehr alt ist sie trotz ihres anstrengenden Lebens geworden, und ganz nebenbei hat sie drei Kinder aufgezogen.

Das Denkmal ist noch zu Ihren Lebzeiten entstanden. Es zeigt sie in ihrer Tracht, mit Haube und von der Lebenslast gezeichneten Händen, auf dem Boden thronend.

Von solchen Denkmälern sollte es in unseren Städten viel mehr geben: Denkmäler der Lebensklugheit und Einfachheit, die den Denkmälern der sowieso schon bekannten historischen Größen in nichts nachstehen.