In Bildern verschwinden

Seit frühmorgens fällt Schnee, und es ist der bisher schönste des jungen Jahres. Keine schweren Flocken, sondern feiner Kristallstaub, ein Rieseln von winzigen, weißen Insekten, denen man beim Schweben und Fallen zuschauen kann. Da sie pausen- und schwerelos fallen, deute ich sie als Anspielung auf meine Klausur: So sollten meine Buchstaben das Weiß der leeren Seiten bedecken, so arm an Geräuschen und so unermüdlich. Die Winterszenen erscheinen wie ein sphärischer Zustand, der Film vor den Fenstern tränkt den eigenen Blick, und der Blick schweift zurück, zur geliebten Winterurszenerie des Bruegel-Bildes Die Jäger im Schnee.

Dazu passt eine Entdeckung von heute: Geht man auf die Homepage des Kunsthistorischen Museums Wien, trifft man auf das Angebot Inside Bruegel. Dort werden u.a. die Wiener Gemälde Bruegels gezeigt, darunter auch Die Jäger im Schnee. Mit Hilfe von Inside Bruegel kann man nun als Betrachter in das Bild schlüpfen, indem man es Schritt für Schritt langsam vergrößert (eine Info berät).

Dann ist jedes Detail beinahe „hautnah“ zu sehen: Der brennende Kamin einer Scheune, an dessen Dach gerade Leitern zum Löschen des Brandes angelegt werden. Die vereisten Verzweigungen der Flusslandschaften, mit ihren tief in den Wassern versunkenen Bäumen. Die zu munteren Spazierstockformen gerollten Schwänze der Hundemeute im Vordergrund.

So versinkt man im Bildganzen und taucht ab, um immer neue kleinere Bilder im Bildganzen zu finden. Sie sind die Flocken und der rieselnde Schnee, die von den vielen Pinselstrichen ausgelegt und zusammengetragen wurden zu einem täuschenden Teppich aus unendlich vielen, sich überschneidenden Farben.