(Heute auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S.4)
Neulich hat die fünfte Ehefrau von Altkanzler Gerhard Schröder, Soyeon Schröder-Kim, mitgeteilt, wie sie ihrem Mann den Drang zum deutschen Bier abgewöhnt hat. Vor jedem gemeinsamen Essen fügt sie den jeweils frisch und eigenhändig auspressten Saft einer ganzen Zitrone einer Flasche Wasser hinzu. Der Altkanzler hat den neuen Drink „Soyeon-Champagner“ getauft und denkt wahrscheinlich daran, ihn patentieren zu lassen.
Die prickelnde Nachricht hat sofort weite Kreise gezogen, und die deutsche Regierung bemühte sich in Gestalt von Umweltministerin Svenja Schulze, die Zitronenempfehlung klimapolitisch zu erweitern. Leitungswasser, verkündete die Ministerin, sei empfehlenswerter als Mineralwasser aus Flaschen, denn wer es trinke, spare Geld, Energie und unnötige Verpackungen. Rasch wurde von Ministeriumsseite auch ein Verein mit dem glücklich gewählten Namen „a tip: tap“ (Ein Tipp: Wasserhahn) gegründet, um das Projekt „Wasserwende – Trinkwasser ist Klimaschutz“, durch 1,3 Millionen Euro unterstützt, in die Wege zu leiten.
Natürlich haben wir sofort reagiert und sind den zarten Empfehlungen aus Südkorea ebenfalls gefolgt. Seither haben wir immer eine Trinkflasche mit ausgepresstem Zitronensaft dabei und sind während unserer Stadtgänge auf der Suche nach öffentlichen Trinkwasserbrunnen, deren Aufstellung der weitsichtige Rat der Stadt Köln bereits im Februar 2019 mit dem Konzept „Zwölf Trinkbrunnen für Köln“ angestoßen hat.
Besuchen wir ein Restaurant, packen wir unsere Flasche aus und lassen uns eine Karaffe mit Leitungswasser bringen, dem noch zusätzlich einige dünn geschnittene Zitronenscheiben beigefügt wurden. Die Scheiben versenden in unsere Umgebung einen feinen Duft, wir kauen sie vorsichtig klein und spüren, wie unser Atem sich erhellt und belebt. Unmengen von Kalium wandern in unsere Blutbahnen, um Herz und Muskeln zu stärken. Nach dem abschließenden Dessert (natürlich: Zitronenmousse) sind wir so powergeladen, dass wir zur Energieabfuhr etwas Sport treiben.
Altkanzler Schröder begleitet Ehefrau Soyeon Schröder-Kim dann zum Golfen. Golf sei ein langer Spaziergang mit Unterhaltung und einem Ball dabei, hat die Ernährungsberaterin Golf neu definiert. Wir halten es eher mit einem Spaziergang ohne Ball, aber mit Hund. Der von uns zur Unterstützung der neuen Sportart gegründete Verein heißt übrigens „a hound: found“. Zum Start des Unternehmens hoffen wir auf einen Empfang durch Ministerin Schulze.