Wohin ich reisen würde/werde 2

Schon bald können wir wieder nach Frankreich, Italien, Spanien oder Griechenland reisen. Höchste Zeit also, bestimmte Reiseziele zu orten und mit der Vorbereitung zu beginnen.

Durch einen Hinweis von Nicolas Freund in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Mai 2020 bin ich auf ein wunderbares Detail aufmerksam geworden, das die Jugendjahre von Ernest Hemingway in Paris erhellt. Es steht in engem Zusammenhang mit Details meines Paris-Buches Paris, links der Seine (Insel Verlag).

Dort bin ich auch in der Rue de L’Odéon unterwegs, in der sich vor hundert Jahren die berühmte Buchhandlung Shakespeare & Company befand. Sie gehörte damals der Buchhändlerin Sylvia Beach und war vor allem für die jungen amerikanischen und britischen Autoren eine wichtige Anlaufstelle, um sich englischsprachige Literatur auszuleihen.

Sylvia Beach hat in ihrem Erinnerungsbuch Shakespeare & Company. Ein Buchladen in Paris (Suhrkamp Verlag) davon erzählt. Ihr, wie sie schreibt, „bester Kunde“ war der junge Ernest Hemingway, dem sie ein besonders liebevolles Porträt widmet. Bescheiden und ernsthaft sei er gewesen, häufig habe er sich in einen verlorenen Winkel zum stillen Lesen zurückgezogen.

Die Princeton University hat nun die Karteikarten ins Netz gestellt, die Sylvia Beach führte. Auf digitalen Wegen kann man daher Hemingways Ausleihen studieren, Buch für Buch. Alle paar Tage ist er aufgetaucht und hat sich Bücher mitgenommen: Gustave Flauberts Romane, Thomas Manns Buddenbrooks, aber auch Lyrikbände und philosophische Fachliteratur neben Reiseerzählungen und Abenteuerbüchern.

https://shakespeareandco.princeton.edu/members/hemingway/cards/

Man erkennt deutlich das Leseverhalten eines lesehungrigen und noch nicht auf bestimmte Themen und Autoren fixierten jungen Mannes, der weit gestreute Interessen hat, hochgradig neugierig ist und sich die Welt lesend erobern will.

Ja, auch das ist Hemingway! Ein Forscher und Mitdenker, einer, der Orientierungen sucht! So hatte ich ihn vor Augen, als ich selbst durch Paris streifte. Im letzten Kapitel meines Paris-Buches habe ich davon erzählt. Da sitze ich auf der Terrasse des Café Contrescarpe auf der Place Contrescarpe.

Und genau dort werde ich bald wieder sitzen und Hemingways Paris-Skizzen (Paris, ein Fest fürs Leben) sowie Sylvia Beachs Erinnerungen lesen und lesen und lesen…und meinen Freund Helmut Moysich zu einer Flasche Weißwein einladen…