Michael Wollny ist ein Pianist, dessen neue Alben ich (eine Wendung von Roland Barthes aufgreifend…) „über die Maßen“ gern höre.
Vor wenigen Tagen ist Mondenkind erschienen, und Wollny hat in einem Interview davon erzählt, wann, wo und wie dieses Album entstanden ist: Im April 2020, in den Berliner Teldex Studios, in denen er, ohne direkten oder nahen Kontakt zu anderen Personen, allein an seinem Konzertflügel saß. Es war der April, als die Berliner Straßen noch leer waren, kaum Menschen unterwegs, selbst in der Hotelrezeption begegnete Wollny niemandem.
Er fühlte sich dem Astronauten Michael Collins nahe, der mit Apollo 11 den Mond umkreiste, während seine Kollegen Neil Armstrong und Edwin Aldrin den Planeten betraten. Collins sei ein gutes Beispiel für einen „radikalen Solisten“ gewesen, sagt Wollny, und genau das habe er in seiner Musik spiegeln wollen: „das Alleinsein, diese Solitude, diese Meditation“.
Am Ende des Interviews wird er gefragt, ob er mit der neuen CD zufrieden sei. Er macht noch einen kurzen rhetorischen Schlenker, dann aber sagt er, völlig überraschend: „…im Moment der Aufnahme war sehr viel stilles Glück. Wenn ich die Aufnahme heute höre, kehrt dieses Gefühl zurück.“
Auch die Hörer werden davon etwas erleben. Und vielleicht hier, in dieser Nummer, die Bezüge zum stillen Glück in Robert Schumanns Klavierkompositionen erleben…