Lydia Davis erzählt

Seit einigen Jahren erscheinen die Stories der amerikanischen Schriftstellerin Lydia Davis im Droschl Verlag – und ich kann sagen, dass ich jede Neuerscheinung sofort gelesen habe und beinahe zwanghaft mit den Augen von Lydia Davis durch die unheimlichen Welten unseres Alltags gewandert bin.

Erzählt wird von vielen kleinen, unauffälligen Dingen und manchen großen Gefühlen, die aber nicht laut oder dominant ausbrechen, sondern von einer klugen Erzählerin meisterhaft im Zaum gehalten werden. Sie macht das mit äußerster Raffinesse, jede Story ist ein singulärer geschliffener Murmel, der einem vor die Füße kollert, die Schieflagen des Fußbodens auslotet und in einem vorher nie gesehenen schwarzen Loch verschwindet.

So erlebt man fasziniert mit, auf wie eigene und noch nie so gelesene Weise man einen Erzählstoff behandeln und formen kann. Nach der Lektüre jeder Erzählung bin ich aufs Neue verblüfft: So geht das also auch, so elegant und originell!

Legt man das Buch beiseite, friert es einen ein bißchen, und man überlegt, was sich hinter dem minimalen Riß in der Tapete alles verbergen könnte.

Lydia Davis: Es ist, wie’s ist. Stories. Aus dem Amerikanischen von Klaus Hoffer. Literaturverlag Droschl