Gestern erfuhr ich, dass Thomas Oppermann, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, unerwartet und plötzlich in Göttingen gestorben ist. Von 1998 bis 2003 war er in Niedersachsen Minister für Wissenschaft und Kultur. In dieser Zeit spielte er in meinem Leben eine wichtige Rolle, denn er war es, der mich auf eine Professur an der Universität Hildesheim berief.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich auf einer Autobahnraststätte einen plötzlichen Handy-Anruf von ihm erhielt. Dabei fragte er mich, ob ich bereit sei, diese Professur zu übernehmen und den Studiengang „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ weiter zu entwickeln und zu profilieren. Ich sagte sofort zu.
Nach meiner Berufung hat er mich dann und wann erneut angerufen und mit mir über diese Aufgabe gesprochen. Er war ein kluger, sensibler und humorvoller Politiker mit einem starken Interesse an Literatur und den Künsten, so dass jedes Gespräch viel mehr war als eine blosse Information über universitäre Angelegenheiten. Bis zu seinem Tod habe ich ihn immer im Auge behalten, so, wie man einen alten, sympathischen Bekannten im Auge behält, mit dem man sich irgendwann wieder treffen und unterhalten wird.
Er hatte mitgeteilt, dass er nicht erneut für den Bundestag kandidieren und aus politischen Ämtern ausscheiden werde. Wie gerne hätte ich ihn in Göttingen wiedergesehen, um nicht nur über das Hildesheimer Schreibinstitut, sondern über viel mehr zu sprechen. Ich werde mich mein Leben lang an unsere Gespräche erinnern.