(Viele Leserinnen und Leser haben mich um Empfehlungen für Buchgeschenke gebeten, bezogen auf Bücher anderer Autorinnen und Autoren – und auf eigene Titel. Ich möchte beides miteinander verbinden – in Folge 1 geht es dabei um PARIS!)
- Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud (geb. 1970) hat eine ganze Nacht allein im Pariser Picasso-Museum verbracht. Dort untersucht er, begleitet von einem erdachten islamistischen Gesprächspartner, die kulturellen Hintergründe von Picassos erotischen Bildern. Kein einschläfernder Museumsrundgang, sondern, ganz im Gegenteil: brillant formulierte Reflexionen über westliche Bilderwelten und darüber, wie sie von der arabischen Welt wahrgenommen werden.
Kamel Daoud: Meine Nacht im Picasso-Museum. Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer. Kiepenheuer & Witsch 2020
- Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil hat seit den siebziger Jahren häufig in Paris gelebt und besonders das fünfte und sechste Pariser Arrondissement, das alte Zentrum der französischen Hauptstadt, detailliert erkundet. Sein Paris-Buch ist ein gutes Beispiel emphatischer Psychogeografie eines städtischen Raums – Straße für Straße werden die kulturellen Codes der Umgebungen entschlüsselt: Im Blick auf Literatur, Kunst, Mode, Film und Musik… – Ein Paris-Rausch!
Hanns-Josef Ortheil: Paris, links der Seine. Mit Fotografien von Lukas Ortheil. Insel-Verlag (Taschenbuch) 2019
- Der Journalist Alfons Kaiser (geb. 1955) arbeitet seit vielen Jahren als Redakteur bei der FAZ – beste Voraussetzungen, um die erste große Biografie über Karl Lagerfeld zu schreiben. Kaiser hat viele Freunde und Bekannte befragt und ist mit Hilfe eines umfangreichen Quellenstudiums den Mythen um den wortgewandten Modeschöpfer nachgegangen. Nicht nur eine Biografie, sondern auch eine gut geschriebene Erzählung über einen Biotop, in dem ein norddeutsches Gewächs aufblühte und sich in mehrere parallele Existenzformen verwandelte.
Alfons Kaiser: Karl Lagerfeld. Ein Deutscher in Paris. C.H. Beck 2020
- Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil hat im Paris der Siebziger Jahre keinen französischen Intellektuellen so sehr bewundert und gelesen wie Roland Barthes. Jahrzehnte später hat er ihm eine Hommage gewidmet, indem er ihn auf seinen einsamen, nächtlichen Spaziergängen durch Paris verfolgt. Die Lebensgeschichte dieses Philosophen entwickelt sich dabei wie ein intimer Film, und von den noch heute prägenden Milieus von Paris wird so erzählt, dass man sofort in den Cafés rund um Saint-Germain-des-Prés Platz nehmen möchte.
Hanns-Josef Ortheil: Die Pariser Abende des Roland Barthes. Dieterich´sche Verlagsbuchhandlung 2017