An Neujahr dachte ich daran, dass 2021 mein siebzigstes Jahr ist. Anfang November werde ich meinen runden Geburtstag feiern. Aber wie?!
Eine gute Freundin rät zum Abtauchen: Im kleinen Kreis verreisen und nicht lange drüber reden. Mein bester Freund ist ganz anderer Meinung: Du solltest mal richtig auf den Putz hauen! Großes Fest, die Leserinnen und Leser einladen! Mein Verlag wiederum denkt an etwas Offizielles, mit Reden, Lesung und Empfang.
Und ich?! Ich überlege noch. Und bemerke, wie häufig ich mich nach Personen umschaue, die etwa in meinem Alter sind. Was machen die momentan? Woran denken die?
So entsteht in meinen Fantasien ein Raum des Zeitgenössischen. In ihm ist alles zu Hause, was mich in meinem Leben begleitete und berührte. Blättere ich aktuelle Zeitungen durch, sind sie voller Signale: Mit der oder dem hast Du…, die oder der war damals…, dieses Lied war und ist… – ich gebe zu, dass ich eine geheime Freude an diesen inneren Mono- oder Dialogen habe. Sie lassen frühere Zeiten auferstehen und verbinden sie mit der Gegenwart: Was war, was hat sich verändert und: Wie geht Leben?!
Ein Beispiel: In der Weihnachtsnummer der SZ entdeckte ich einen Artikel über Cat Stevens. Seit zehn Jahren lebt er in Dubai. Ein Foto zeigte ihn hochgradig entspannt, wie er in einem Sonneneck eine Tasse Tee trinkt. Auf einem runden, kleinen Tisch vor ihm liegt ein Buch, an der Wand steht eine Gitarre. Ein Mann, der zur Ruhe gekommen und mit seinem Leben zufrieden ist.
Angeblich arbeitet er an seiner Biografie, einem Kinderbuch und einer Neuaufnahme seines Albums Tea for the Tillerman. Vor fünfzig Jahren ist es erschienen – und ich erinnere mich genau. Wie oft habe ich diese Songs gehört, obwohl ich doch jemand war, der auf beinahe sträfliche Weise die neusten Songs nicht mitbekam, weil er geradezu penetrant nur Klassik und Jazz hörte.
Im Fall von Cat Stevens jedoch war das anders. In meinen spätpubertären Anfällen sah ich mich unterwegs: On The Road To Find Out…