Ist von der Italiensehnsucht der Deutschen die Rede, ist mir oft nicht ganz wohl. Was genau ist denn nun damit gemeint? Aus welchen Motiven besteht sie? Seit wann gibt es sie? Wie hat sie sich bis in die Gegenwart verändert?
Fragt man Italienreisende, werden meist die typischen Klischees genannt: Das unbeschwerte Leben, die vorzügliche Küche, die leuchtenden Farben, der Sinn für Mode und Schönheit, die Musik…
Stimmt ja alles, aber ich möchte es lieber noch genauer wissen. Wie haben sich einzelne Künstlerinnen und Künstler, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Musikerinnen und Musiker vor Ort (und an welchen?) auf die Umgebungen eingelassen? Wie haben sie diese Terrains erlebt und/oder studiert? Wie sah ihr italienisches Leben aus, detailliert, in allen Einzelheiten? Ich frage also präzise nach den „Erlebnisformen“ der Italienreisenden, nach der physischen und psychischen Organisation oder Architektur ihrer Tage und Wochen, nach der Verarbeitung ihrer Erlebnisse in den Künsten…
Das Museum im Kulturspeicher in Würzburg widmet sich der Italiensehnsucht gegenwärtig in einer Ausstellung, die sich klugerweise auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt. Es geht um die Jahrzehnte von 1905 bis 1933 und damit um eine eher ungewohnte Perspektive: Wie haben sich Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit den althergebrachten Italienmotiven angenommen, oder, mit anderen Worten: Wie hat die klassische Moderne diese Motive verwandelt?
Momentan ist die Ausstellung aus den bekannten Gründen nicht zu besichtigen, man kann aber auf digitale Angebote zurückgreifen. Ich empfehle besonders die Bilder für zu Hause. Diese digital präsentierte Sammlung zeigt einzelne Exponate, die man in Ruhe anschauen kann, um den eigenen Blick danach durch einen abgerufenen Kommentar zu erweitern:
https://www.kulturspeicher.de/digitale-angebote/italiensehnsucht/index.html