Nach starkem Schneefall zeigt die große Zeder in meinem Garten ihr ganzes Können. Die längsten Zweige sammeln den Schnee wie ausholende Schaufeln, die mittleren halten ihn als weiße Spur, während die kleinen mit ihm spielen, in den verschiedensten Variationen und Gruppen.
Das derart gelungen verteilte Weiß lässt die Zeder strahlen und leuchten. Ihr wunderbar gerader Wuchs macht aus dem zum Himmel hin schmaler werdenden Stamm einen dunklen Docht, ähnlich dem einer Kerze.
Betrachtet man ihr Aufgebot von Zweigen, mit dem Blick von oben nach unten, wirkt es wie ein gelassen zelebriertes Gymnastikprogramm: lauter Arme und Körperteile, in gerader Haltung oder ausgreifend, abwinkend, sich schüttelnd, ins Blau tippend.
Der großen Zeder gehört nicht nur meine Zuneigung, sondern mehr noch meine Verehrung. Ich stelle mir vor, dass sie ein Gruß aus den Regionen des Mittelmeeres ist: duftend, sonnenbesessen, von spärlichem Regen ausreichend genährt.
(Das Buch In meinen Gärten und Wäldern ist vor kurzem erschienen, dieser Text aber ist neu und wird irgendwann in einer erweiterten zweiten Auflage erscheinen.)