Die Raststätte

Als Kind habe ich Raststätten geliebt und mich meist gefreut, wenn ich in einem Auto saß, das sie anfuhr. Das ist längst anders, denn jetzt stürze ich meist in eine Raststätte, trinke und esse rasch etwas (das ich sonst nie trinke und esse), eile auf die Toilette und sitze schwuppdiwupp wieder am Steuer: Nix wie weg!

Das ist sehr schade, flüstert das Buch von Florian Werner, das der Raststätte als Liebesobjekt für die Sensibelchen unter den autofahrenden Frauen und Männern huldigt. Damit das gelingt, quartiert sich Werner in der Raststätte von Garbsen Nord ein und kümmert sich um alle Details: Die Bauten, das Essen, die Toiletten, die Kunden, die Gespräche, ja, sogar um das Drumherum sämtlicher Pflanzen.

Und?! Was passiert?! Man lernt eine Raststätte verstehen, man schaut ihr in die Augen, man sieht ihr fast alles nach, und man trennt sich von seinem Liebesobjekt nur, weil man weiß, dass man sich bald wiedersehen wird.

Ein Buch der „Umwertung aller Werte“: Das Unterschätzte feiert Triumphe! Und das auch gerade jetzt, wo Raststätten eher ferne Inseln in unseren Träumen als Orte realer Aufenthalte sind!

  • Florian Werner: Die Raststätte. Eine Liebeserklärung. Hanser Berlin 2021