Vor zwei Jahren überraschte der Verlag Kiepenheuer & Witsch mit einer genialen verlegerischen Idee: Eine neue Reihe wurde gestartet, die der Musikbibliothek. Das Projekt lag nahe, denn viele KIWI-Autorinnen und Autoren waren eben nicht nur begeisterte Leser, sondern mindestens ebenso begeisterte Musikenthusiasten. Die Verlegerin Kerstin Gleba brachte das neue Programm auf den Punkt: Autorinnen und Autoren schreiben über ihre Lieblingsband und erzählen dabei, was ihnen genau diese Musik, diese eine Band, diese Sängerin bedeutet.
Musik also als Phänomen des Erlebens und Begreifens von Zeit, von Stimmungen, Atmosphären, Verborgenem, das mitschwingt und durchleuchtet werden will.
Seit es dieses Programm gibt, bin ich ein begeisterter Leser dieser Bände, inzwischen sind es bereits zwölf. Thees Uhlmann hat über die Toten Hosen, Wolfgang Niedecken über Bob Dylan, Sophie Passmann über Frank Ocean und Chilly Gonzales über Enya geschrieben. Ergänzt werden die Bücher durch Playlists, die man abrufen und mit deren Hilfe man die passende Musik einspielen kann.
Zuletzt habe ich das Buch von Chilly Gonzales gelesen. Seine Konzerte habe ich bereits viele Male besucht, und jedes Mal wirkten sie nächtelang nach. Köln, die Philharmonie und Gonzales – das passt wunderbar zusammen und lässt einen hinterher das gesamte Rheinufer mit sämtlichen Brücken Gonzalesk erleben.
Sein Buch über Enya ist aber nicht nur ein Buch über Enya, sondern mehr noch eine Geschichte seines Klavierspiels. Von den Anfängen bis jetzt, mit allen Seitenwegen, Überlegungen, Projekten und Ideen. Beim nächsten Konzert werde ich das alles im Kopf haben – und schauen, wie es sich in seinem unverwechselbaren Spiel niederschlägt und die Kölner Philharmonie in Schwingungen versetzt.