So, jetzt bin ich zumindest mit halber Seele wieder zurück. Die andere swingt noch im Meer und stromert in den Bergen herum. Im Süden Italiens will der Sommer nicht enden, Tausende zieht es noch immer an den Wochenenden zu den Küsten, und die Trattorien in den Bergen sind überfüllt.
Warum gibt es solche einfachen Trattorien (schlichte Holzstühle und –tische, große Speiseräume) nicht auch in Deutschland?! Ja, warum? – habe ich gestern den Besitzer einer solchen Gebirgstrattoria gefragt. Ach, ganz einfach, hat er geantwortet, weil es in Deutschland nicht diese Fülle guter lokaler Produkte (momentan: Pilze, Cicoria, Artischocken, Salate, sehr gutes Fleisch etc.) in der näheren Umgebung einer Trattoria gibt. Schon in Ferrara, sagte der Besitzer lachend, ist das Essen künstlich, überdreht, ein Getue!
Getue, ja, wo ist das Essen kein Getue? Wo sitzt man an einem Sonntag mit vielen blendend gelaunten und sich lebhaft unterhaltenden Menschen in einem weiten, gut durchlüfteten Raum, während die ausschließlich hausgemachten Speisen heranfliegen? Vorspeisen (Schinken, Salami, Käse etc.), Pasta (Ravioli, Pappardelle, Tagliatelle), Fleisch (Tagliata di manzo) etcetc., schlicht zubereitet und mit Freude serviert? Begleitet von einem schillernden Weißwein. Zwei bis drei Stunden lang. Und niemand benutzt so scheußliche, deprimierende Floskeln wie die vom „Preis-Leistungs-Verhältnis“.
Seit ich wieder in Italien bin, plädiere ich für die Einführung eines neuen Schulfaches an deutschen Schulen: „Italienkunde“ (Städte, Landschaften, Gärten, Architekturen, Malerei, Mode, Canzoni, Dante, Gusto italiano…)!