Pünktlich zum Frühlingsbeginn veröffentlicht der Reclam-Verlag ein bisher relativ unbekannt gebliebenes Buch eines römischen Autors aus dem 3. Jahrhundert: Gargilius: Gesundheit aus dem Garten. UB 14251. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. und übersetzt von Kai Brodersen. Darin stellt der Autor Listen mit Heilmitteln zusammen, die aus Gemüse und Obst hergestellt werden.
Das jeweilige Anwendungsspektrum ist dabei recht breit. Rettichsamen, mit etwas Honig eingenommen, lindert nicht nur Husten, sondern stimuliert (mit etwas Salz) auch das sexuelle Verlangen. Wassermelone ist ein Allheilmittel, es lockert nicht nur den Magen, sondern beruhigt generell. Pistazien sind sehr wohltuend, wenn man sie klein schneidet und vor dem Genuss in Wein einlegt. Und wer kaum noch Appetit hat, dem kann Quittensaft helfen, zwei oder drei Stunden vor einer Mahlzeit verabreicht.
Im Anhang gleicht der Medizinhistoriker Robert Jütte die antiken, von Gargilius fixierten Erfahrungen mit Erkenntnissen der modernen Forschung ab. In vielen Fällen ist die Wirkung bestimmter Gemüse und Obstsorten längst wissenschaftlich erwiesen. Porree zum Beispiel wirkt geradezu sensationell, antibakteriell, entzündungshemmend und reinigt, mit Honig zerkleindert, sogar Geschwüre!
Das sind ermunternde Hinweise, die den Blick in den eigenen Garten noch einmal neu sensibilieren. Hey, sagt der therapeutisch geschulte Gärtner zu den ergrünenden Gestalten in seinen Beeten: Was habt Ihr so drauf? Was könnt Ihr mir bieten? Als Minimum puren Genuss, im Extremfall vielleicht sogar ein längeres Leben.