Obwohl ich Venedig „über die Maßen“ (Roland Barthes) liebe, fällt es mir meist schwer, einen Fernsehfilm über die Stadt zu empfehlen. Die meisten sind zu pittoresk und flach, zu bildergeben und verträumt oder, mit anderen Worten: zu gerührt, zu vergangenheitslastig, zu dekorativ.
Was diese hinreissende Stadt eigentlich ausmacht, kommt nicht vor: Eine Stadt im gewaltigen Raum einer großen Lagune, dem Wasser ausgesetzt, in ihm lebend, sich von ihm absetzend und dieses Wasser in zahllose Gestalten verwandelnd.
Die Doku Venedig retten (Regie: Duncan Bulling, ARTE 2022) ist die große Ausnahme: ein fabelhafter Film über den Naturraum und den Umgang der (meist einheimischen) Wissenschaftler mit diesem Raum! Vor Ort erläutern Ozeanographen, Ingenieure und Umweltexperten die Fragen, die der venezianische Raum ihnen stellt, und vor Ort beobachtet man sie bei ihrer Arbeit und in ihren Ateliers dabei, sich Antworten auszudenken.
Es geht einfach los: Wie ist diese Stadt entstanden? Wieso verfaulen die Hölzer nicht, auf denen die Bauten aufsitzen? Wie lassen sich die Überschwemmungen drosseln?
Dann geht es weiter zu den neuen Projekten: Ist das gigantische Sturmflutsperrwerk „Mose“, dessen Fluttore bei Hochwasser hochgefahren werden, die ideale Lösung?
Und: Kann man sich Verfahren vorstellen, die Stadt anzuheben, um ihren möglichen Untergang zu vermeiden?
Solche Themen werden nirgends oberflächlich, sondern sachlich und hochinformativ erläutert, und man hört endlich einmal kein kunstseliges „Auch ich in Italien!“-Gerede, sondern verfolgt naturwissenschaftlich inspirierte Szenarien der Rettung. Eine Erlösung!!
https://www.arte.tv/de/videos/105584-000-A/venedig-retten/