Honoré Daumier (1808-1879) ist für mich ein älterer „Bruder im Geiste“. Der französische Maler, Graphiker und Karikaturist hat wie kein anderer Künstler des neunzehnten Jahrhunderts die Pariser Großstadtszenen mit ihren Besonderheiten und eigenwilligen „Charakteren“ in den Blick genommen und in zahlreichen Serien festgehalten.
Manche seiner Bilder sind hochaktuell – wie zum Beispiel die Szene des während einer Mahlzeit lesenden Ehemannes, der nicht daran denkt, sich mit seiner Frau zu unterhalten. Von solchen Szenen hätte auch ich in den Charakteren in meiner Nähe (Reclam-Verlag) erzählen können.
Denn in unseren Lokalen sind sie allgegenwärtig: Die „Charaktere“, die während des Essens und Trinkens den Blick starr auf das Display ihres Smartphones richten und es nicht mehr fertig bringen, sich mit ihrem Gegenüber zu unterhalten…