„Im Herbst 2008 nahm ich in einer Buchhandlung am New Yorker Union Square James Woods eben erschienenes How Fiction Works zum ersten Mal in die Hand. Ich begann zu lesen und war nach wenigen Seiten gebannt. Ich kaufte es, las die halbe Nacht, und als ich fertig war, begann ich von neuem…“ – schreibt der Schriftsteller Daniel Kehlmann im Vorwort zur deutschen Übersetzung („Die Kunst des Erzählens“. Aus dem Englischen von Imma Klemm unter Mitwirkung von Barbara Hoffmeister. Rowohlt Verlag).
Seither ist es vielen Leserinnen und Lesern, die mehr über die Geheimnisse des realistischen Erzählens erfahren wollen, so ergangen. James Wood lehrt anhand von kurzen Textpassagen, wie man genauer liest, Details in ihrer Bedeutung erkennt, Figuren charakterisiert oder Dialoge gestaltet.
Es ist kein Buch eines Literaturwissenschaftlers, sondern eines Literaturkritikers und Lesers, der Texte in den Nullzustand des leeren Blattes zurückübersetzt und danach fragt, aus welchen Momenten des Schreibens besondere Wirkungen von Texten entstehen.
Während ich in Hildesheim Literarisches Schreiben lehrte, war dieses Buch ein Schlüsseltext für das Verständnis der Erlebnisformen erzählender Literatur. Seine Brillanz ist völlig unverbraucht und sofort spürbar, wenn man die ersten Seiten liest. Ich empfehle dieses Buch daher nicht nur für ein intensiveres Lesen, sondern auch als Propädeutik des Schreibens.
„Schreiben lehrt man, indem man Lesen lehrt“ – notiert Daniel Kehlmann. So war und ist es.