Gestern ist die erste Schreibakademie mit zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfreulich vital und anregend zu Ende gegangen. Ich glaube, sie hat allen Beteiligten viele neue Einsichten im Umgang mit literarischen Texten (die sich in einer Entstehungsphase befinden und weiterentwickelt werden können) gegeben.
Vorbild für diesen Umgang mit Literatur waren die Vorlesungen, Seminare und Übungen, die ich an der Universität Hildesheim dreißig Jahre lang gehalten und gegeben habe. Im Zentrum standen dabei Lektoratsgespräche, die einen Text auf seine Valenzen und Vorgaben abklopfen und mit der Autorin/dem Autor darüber verhandeln, welche neuen Wege in der Arbeit an seinem Manuskript eingeschlagen werden könnten.
Das Lektorat von Manuskripten wurde in Hildesheim von Lehrenden, aber auch von eingeladenen Lektoren deutschsprachiger Verlage übernommen. Daneben gab es die Betreuung der Studierenden durch das Mentorat.
Ein Mentorat bestand/besteht aus einem Vier-Augen-Gespräch. Geforscht wird zunächst nach einem Schreibprofil, das sich aus den Themen, Stoffen, Motiven und Genres zusammensetzt, die eine Autorin/ein Autor im Blick haben. Gefragt wird nach der biografischen Entstehung des Profils, nach der Prägung durch inspirierende andere Texte, nach der Einrichtung der jeweiligen Schreibwerkstatt und nach der Gestaltung der aktuellen Schreibprozesse.
Erst danach geht es um das Manuskript, an dem weitergearbeitet werden soll. Es wird auf das Profil hinuntersucht, mit dem Ziel, Konzepte für Recherchen über die Stoffe, Themen und Motive zu entwickeln.
Mit diesen Empfehlungen schickt das gute Mentorat die Autorin/den Autor zum Lektorat. Dort geht es um die Forschungsarbeit am jeweiligen Text.
Die Wissener Schreibakademie konzentrierte sich auf Lektorate, da Vier-Augen-Gespräche aus zeitlichen Gründen nicht möglich waren. Momentan denke ich darüber nach, ob ich Personen auch zu solchen Einzelgesprächen einladen sollte. Darüber habe ich noch nicht entschieden.
Über eine zweite Schreibakademie denke ich momentan ebenfalls noch nicht nach. Erst muss ich den Verlauf der ersten genauer durchdenken.
Die Lektoratsgespräche wurden von Schreibimpulsen in der Wissener Innenstadt begleitet, die von den Schreibenden selbst ausgewählt und umgesetzt werden sollten. Bis Mitte Mai haben sie Zeit, mir Texte über Wissen an der Sieg zu schicken. Dann erfährt man mehr.
(Das Foto zeigt die leere SALA Ortheil nach dem Ende der ersten Schreibakademie.)