Ewald Frie (geb. 1962) ist auf einem Bauernhof im Münsterland groß geworden. Er hat zehn Geschwister (geboren zwischen 1944 und 1969), deren Leben er in der Pandemiezeit der Jahre 2020/2021 zum Thema eines Buches gemacht hat.
Er besuchte sie an ihren gegenwärtigen Wohnorten, im Rheinland und in Westfalen und nicht zuletzt an der Ostsee. Die Interviews und Gespräche führten ihn zurück zu den Kindheitserlebnissen auf dem elterlichen Hof, den Ritualen des Familienlebens und den unterschiedlichen Versuchen, eine eigene Existenz fern von zu Hause aufzubauen.
Sein Buch ist kein nostalgischer Rückblick auf längst vergangene Zeiten, sondern ein Panorama dessen, was „Gegenwart“ für seine Geschwister und ihn jeweils bedeutete. Dadurch ist es eine Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik im Kleinen geworden, initiiert von den Erlebnissen naher Menschen, an deren Denken und Fühlen Ewald Frie (der heute als Professor für Geschichte in Tübingen lehrt) als Erzähler teilnimmt.
Dabei hat er sich vom gängigen Wissenschaftsdeutsch nie beirren lassen und ist ein genauer und empathischer Beobachter jener Details geblieben, die ein Leben ausmachen. Eines der schönsten Bücher dieses Frühjahrs!
- Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben. C.H.Beck 2023