Die Filmfestspiele in Venedig finden auf dem Lido statt. Um 1900 ist er noch ein fast unbewohnter, karg besiedelter Landstreifen, auf dem in dieser Zeit die ersten großen Hotels entstehen – denn es lockt eine neue, elementare Erfahrung: Das Baden im Meer!
Sie zieht nicht nur die Einheimischen, sondern auch viele Fremde und Gäste an. Unter ihnen befindet sich der Schriftsteller Thomas Mann, den es nicht in die alte Stadt und zu ihren Sehenswürdigkeiten, sondern ans Meer und damit auf den Lido zieht. Schon 1911/1912 veröffentlicht er den späteren Klassiker dieser Erfahrung, die Erzählung Tod in Venedig, die der italienische Filmregisseur Luchino Visconti später verfilmen wird.
Eines der ersten großen Hotels auf dem Lido ist das Excelsior, in dem heute viele Schauspielerinnen und Schauspieler übernachten. Meine Fotografie zeigt den gewaltigen Bau im Hintergrund wie eine märchenhafte Fabelkulisse mit Kuppeldach vor der an Viscontis Filmszenen erinnernden Strandkulisse mit den typischen Camerini, in denen man sich als Badender „einrichten“ kann.
Die Gäste erreichen das Excelsior mit einem Wassertaxi, das den Lido von Venedig aus direkt anfährt und zum Hotel durch einen schmalen Kanal gelangt, der eine Wasserschneise in den Lido zieht.
Am Ende befindet sich, direkt vor dem Hotel, ein kleiner Bootshafen, in dem die Taxis stranden und von Horden von Fotografen empfangen werden. Bis weithin sind dann ihre Rufe zu hören: „Die Sonnenbrille abnehmen!“, „Bitte winken!“, „Drehen Sie sich nach rechts!“, „Schauen Sie her, nicht zur Seite!“