Nachdenklichkeit

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, wegen der Kriege in der Ukraine und in Israel fällt es mir momentan schwer, weitere Einträge in den Blog zu stellen. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich eine Weile aussetzen sollte.

Das werde ich nun aber doch nicht tun, da ich weiß, dass viele Leserinnen und Leser den Einträgen kontinuierlich folgen und daraus oft Anregungen und manchmal sogar Kraft beziehen.

In den letzten Tagen habe ich häufig auf die Bücher von Jon Fosse hingewiesen und sie empfohlen. Ich denke, dass gerade dieser Schriftsteller in den jetzigen Zeiten hilfreich sein kann, weil er klug und tiefergehend über Lebens- und Todesfragen geschrieben hat – und das auf eine niemals effekthascherische, sondern nachdenkliche, die Leserschaft einbeziehende Weise.

Kommende Woche wird die Buchmesse in Frankfurt beginnen. Auch dort werden sich viele „Büchermenschen“ treffen, die sich fragen, ob die Gespräche auf der Messe „über dies und das“ den gegenwärtigen Kriegen angemessen sind oder gerecht werden. Das werden solche peripheren Unterhaltungen sicher nicht, sie halten aber „das Leben“ in Gang und versuchen im besten Fall, der naheliegenden Depression etwas an Stabilität entgegen zu setzen.

Die kritischen Zustände der Jetztzeit, in der hilflose Menschen ermordet werden, lassen die Betriebsamkeit, die davon nicht Betroffene zeigen, oft als lächerlich erscheinen. Ein starkes Ärgernis wird sie, wenn sie sich gedankenlos und dumm in Form eines Frohsinns artikuliert, wie er von der ARD zum Beispiel am vergangenen Samstag gesendet wurde (als nach den Nachrichten aus Israel „Verstehen Sie Spaß?“ im Programm blieb).

Als isoliertes Subjekt empfindet man die eigene Hilflosigkeit oft als unerträglich. Was kann man tun? Zum Beispiel: All jenen aus dem Bekannten- und Freundeskreis in der Nähe beistehen und helfen, die Angehörige oder Freunde in der Ukraine oder in Israel haben. Dann: Hilfsprojekte nach den eigenen Möglichkeiten finanziell unterstützen. Und zuletzt: Wach- und aufmerksam für die Umgebung bleiben und sich mit jenen Menschen solidarisieren, die auch öffentlich Partei ergreifen und den Terror als solchen benennen und verabscheuen.

Musik?! Gerade jetzt Musik?! Ja…, doch. Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson ist momentan mit seiner Einspielung der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach auf Tournee. Er spielt nur diesen großen Monolog, nichts sonst. Im Netz ist er auch in voller Länge abrufbar. Hier der Anfang: