Über Fernsehen schreiben

Als Kind und als Jugendlicher bin ich in einem fernsehfreien Haushalt aufgewachsen. Niemand sah fern, meine Eltern nicht, die Freunde kaum, fernsehen machte müde und war eintönig.

Auch später bin ich kein regelmäßiger Fernseher geworden, bis heute nicht. Noch immer werde ich beim Fernsehen rasch müde und langweile mich, als hätte ich alles bereits einmal gesehen und als lohnte es sich nicht, auf Neues oder gar Überraschendes zu warten.

Dafür ist es mir oft passiert, dass vor allem jüngere Verwandte mich gebeten haben, mit ihnen zusammen fernzusehen. Wenn ich bei Ihnen auftauchte, wollten sie meist eine bestimmte Sendung sehen, und ich sollte dabei sein und sagen, wie es mir gefallen habe.

Auf diese Weise habe ich zum Beispiel mehrmals „Die Küchenschlacht“ im ZDF gesehen, auch „Bares für Rares“ wollen meine jungen Verwandten gerne gucken. Das Fernsehen ist in solchen Fällen mehr als bloßes Hinschauen und Stillsitzen. Fast immer besteht es aus improvisierten Wettbewerben: Wer rät den Gewinner /die Gewinnerin einer „Küchenschlacht“ im Voraus? Wer kommt mit seiner Schätzung des Geldbetrages für etwas Rares dem später ausgehandelten Verkaufspreis am Nächsten?

Fernsehen besteht dann aus Geschichten und rituellen Abläufen, von denen der Schriftsteller Jochen Schmidt in seinen Kolumnen für die FAS erzählt hat, die jetzt in einem Buch gesammelt wurden: Zu Hause an den Bildschirmen. Schmidt sieht fern. C.H.Beck Verlag 2023.

Auch dieses Buch ist eine ideale Vorlage für Schreiberinnen und Schreiber, die alltägliche, herausgehobene, vorstrukturierte Eindrücke skizzieren oder festhalten wollen.

Hier bin ich sogar auf eine Erzählung über jene Sendungen gestoßen, die ich – außer dem Alpenpanorama auf 3sat (Meiner Lieblingsfernsehsendung – immer live, morgens ab 7.30 Uhr: die Berge, das Wetter, die Wege und Pfade, fast keine menschlichen Erregungen) gerne sehe: Snooker (später mal mehr darüber).