Der Klang der Gegenwart

Selbst wenn wir beflissene und häufige Besucherinnen oder Besucher von Konzerten sind, bekommen wir doch meist nur die vertrauten Kompositionen der großen Meister zu hören. Beethovens Violinkonzert, eine Symphonie von Brahms oder den Walzer von Ravel, zum hundertsten Mal.

Es hat den Anschein, als habe sich kompositorisch seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert wenig getan oder als wollte man uns nicht mit den neusten Klängen behelligen. Dabei hat sich natürlich seit Anfang des letzten Jahrhunderts durchaus viel getan und sich zu dem entwickelt, was man, um einen einfachen Begriff zu bemühen, „Klangsphären“ nennen könnte.

Die Neue Musik ist nur noch selten tonal, sie ist eher ein experimentelles Labor, in dem Instrumente auftreten, die eigens für bestimmte Klangmöglichkeiten entwickelt wurden. Schulen im altmodischen Sinne gibt es nicht mehr, eher Experimentierfelder, allesamt hoch interessant, auch an der Schwelle zum Free Jazz oder zum Hip Hop.

Björn Gottstein hat mehrere Festivals für solche Darbietungen kuratiert, er ist ein exzellenter Kenner, der uns in 17 Kapiteln die wichtigsten Strömungen für unsere „Horizonterweiterung“ vorstellt. Und da wir heutzutage die Musikbeispiele mühelos über YouTube oder anderswo abrufen können, steht unserm neuen Hörbewusstsein nichts mehr im Wege.

  • Björn Gottstein: Der Klang der Gegenwart. Eine kurze Geschichte der Neuen Musik. Reclam Verlag