Auch so

Eigentlich war ich gut drauf, als ich mit meinem Wagen zur Tankstelle fuhr. Ich tankte, bezahlte und verabschiedete mich von der Tankwartin mit einem schwungvollen: „Ihnen noch einen schönen Tag und einen noch schöneren Feierabend!“ Ich wartete kurz auf eine ebenso schwungvolle Antwort und bekam ein „Auch so!“ zu hören. Ich ging hinaus und blieb draußen stehen. „Auch so?“ – das war alles? So knapp? Ich ging noch einmal zurück, fischte mir eine Tageszeitung aus dem Zeitungsstand, zahlte und sagte: „Jetzt hätte ich fast die Zeitung vergessen! Auf Wiedersehen – und nochmal: Einen schönen Tag!“ Die Tankwartin antwortete nicht, selbst ein „Auch so“ brachte sie nicht mehr heraus. Draußen geriet ich in leichte Wut. Also ging ich erneut zurück, kaufte eine Schachtel  Ricola und sagte: „Mensch, das hätte ich beinahe auch vergessen! Etwas gegen den rauen Hals! Adieu – und weiterhin einen schönen Tag!“  Die Tankwartin sagte wieder nichts, aber als ich draußen war, sah ich, dass sie eine Schachtel Ricola in die Hand nahm und den Aufdruck zu lesen begann. Ich blieb stehen und schaute ihr zu. Plötzlich blickte sie (etwas erschrocken) auf und sah mich durch die Scheibe an. Ich lächelte und hob die Schachtel hoch. Da lachte die schweigsame Person zurück, völlig unerwartet, aber ehrlich und wie befreit – als hätte sie endlich einen Zugang zu dem ihr vielleicht seltsam erscheinenden Kunden und zugleich ein Mittel gegen ihre Schweigsamkeit gefunden.